Was uns bleibt

Was uns bleibt

Wenn ich mich hin und wieder in einer Schleife von negativen Gedanken befinde, dann gibt es nichts Besseres als einen Spaziergang an der frischen Luft. Dann ist es nicht einmal so sehr von Bedeutung, ob das Wetter warm ist. Ja sogar der Himmel könnte mit Wolken bedeckt sein. Ja, vielleicht kann es sogar heilsam sein, wenn es kalt ist und mir der Wind um die Nase weht. Das Beste was ich dann tun kann, ist einen tiefen Atemzug zu nehmen, solange es noch erlaubt ist, die ungefilterte, frische Luft zu atmen, eine kräftige Prise Herbst zu schnuppern.

Am Wochenende hatte ich Glück und obwohl es ein wenig frisch war, hat es das Universum gut mit mir gemeint und die Sonne schien fast den ganzen Tag, Samstag und Sonntag. Leider passiert es mir zuhause schon fast automatisch, dass ich die ein oder andere Nachricht lese. Auf Facebook werde ich damit bombardiert und allein den Browser zu öffnen, bedeutet schon einen gefühlten Respawn der Nachrichten des Vortages, denn im Grunde ist es jeden Tag dieselbe Panik, die mir entgegenschlägt.

Nein, ich bin nicht der Meinung, wir sollten das Thema ignorieren und das Leben genauso weiterleben wie bisher, so tun als wäre nichts, denn es ist etwas. Etwas ist nicht in Ordnung und es ist nicht die Pandemie. Tatsächlich ärgere ich mich oft, über die Maßnahmen, die Einschränkungen, über die Panikmache und vor allem über die Aussichten. Diese sind auch der Grund, wieso ich, ganz im Gegenteil, der Meinung bin, dass wir es nicht ignorieren dürfen. Das haben wir monatelang versucht, in der Hoffnung „es würde vorbeigehen“. Doch das ist nicht der Fall.

Vielmehr betrachtet es die Politik als „alternativlos“ uns mit verschiedenen „Erziehungsmaßnahmen“ zu „richtigem“ Verhalten zu bewegen. Während des ersten „Lockdowns“ haben viele Menschen gesagt, „Halb so schlimm.“, „Endlich hab ich mal Zeit.“ oder „Endlich komme ich dazu dies oder jenes zu tun.“. Ja, sogar ich konnte die Zeit für mich gut nutzen. Das bedeutet aber nicht ich würde einen „Lockdown“ befürworten. Denn irgendwann müssen wir die Scherben dieser Politik zusammenkehren, irgendwann müssen wir die Ergebnisse begutachten, ja irgendwann müssen wir weiterleben, in der uns aufgezwungenen „neuen Normalität“, die wir uns sicher anders vorgestellt hatten, als es unsere politischen Führer im Moment tun.

Doch in all diesen düsteren Gedanken gibt es einen Lichtblick, wie ein Sonnenstrahl der sich plötzlich Bahn durch die Wolkendecke bricht. Noch immer habe ich viele Ideen, von Dingen die ich tun kann, noch immer kann ich schreiben, etwas Neues ausprobieren, auch zu Hause, noch immer habe ich ungelesene Bücher in meinem Regal stehen. So kann ich auch noch einen „Lockdown“ überstehen, nämlich den der uns jetzt scheibchenweise präsentiert wird.

Während dieses „Lockdowns“ kann ich dann weiter gegen die gefühlte Maßlosigkeit anschreiben, denn jede Maßnahme bestärkt mich darin, wie wichtig das ist, ob es nun je gelesen wird oder nicht. Und wenn mir selbst das nicht mehr bleiben würde, so hätte ich noch immer meine Gedanken, deren Schranken und Grenzen immer wieder aufs Neue durchbrochen werden können.

Bild: Christina Kade

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