Shopping@Pandemie

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Dieser Beitrag erschien zuerst am 26.03.2020, kurz nachdem die ersten Maßnahmen verhängt wurden. Damals dachte ich tatsächlich, „die Sache“ hätte sich bald erledigt. Wieso? Dazu in anderen Beiträgen, aus den folgenden Wochen, mehr. Jedenfalls finde ich ihn nach wie vor gelungen und gerade jetzt, aktueller denn je. Vielleicht wünsche ich mir aber auch nur, etwas mehr von diesem leichtfüßigen Humor, den er ausstrahlt.

Entkommen! Knapp und nur unter Aufbietung all meiner Fähigkeiten. Das jahrelange Training im Stadtdschungel hat sich endlich bezahlt gemacht.

Einkaufen ist heutzutage nichts für die Schwachen, Alten und Kinder. Sie gehen gnadenlos unter in der Schlangengrube der Hamsterkäufer und ihr Überleben ist ungewiss.

Doch einmal mehr habe ich bewiesen das sich hartes Training und Erfahrung auszahlt. Noch vor sieben Uhr bin ich aufgewacht, ganz ohne Wecker. Die Sonne war noch nicht einmal zu sehen und ich dachte schon, dass dies vielleicht ein trüber regnerischer Tag werden würde. Doch schließlich brachen sich die goldenen Lichtstrahlen ihre Bahn durch den blauen Himmel und gut gelaunt startete ich in den Tag.

Dieses Mal ließ ich mir weniger Zeit für meine Morgenroutine. Wie ein altes Sprichwort sagt „Morgenstund‘ hat Gold im Mund“ oder wie in meinem Fall „Nahrungsmittel“.

Die Sonne strahlt mir immer noch entgegen, als ich meine Herausforderung des Tages antrete, doch der blaue Himmel ist trügerisch. Eiskalt weht mir der Wind um die Ohren, doch ich habe voraus gedacht und meine Softshelljacke mit Kapuze angezogen und sogar noch eine Fleecejacke drunter. Frieren würde ich sicher nicht und während ich die Kapuze überstreife breitet sich die Wärme auch über meine Ohren aus. „Nicht mit mir“, sage ich mit grimmiger Stimme vor mich hin. Doch die Kälte fordert ihren Tibut und ich muss mich schnäuzen. „Hoffentlich sieht mich keiner“, denke ich. Wer weiß wie lange ich sonst auf der Quarantäne-Station lande.

Als ich den Laden betrete, ist er so gut wie leer. Neben der Tür steht ein Mann der mir erklärt ich müsse einen Wagen nehmen und er würde ihn nach meinem Einkauf desinfizieren. „Es dürfen nicht mehr als 15 Leute gleichzeitig im Laden sein“, fügt er noch hinzu. „Ja Schlaubi, dass weiß ich längst“, möchte ich ihm entgegen schleudern. Doch ich bleibe freundlich und sage stattdessen, „Das habe ich schon gehört“. Schließlich macht der Arme ja auch nur seinen Job und ist sicher nicht an der, um sich greifenden, Hysterie schuld.

Ich bekomme die meisten Dinge die ich haben wollte, abgesehen von Brokkoli, doch dafür nehme ich einfach etwas Rote Beete. Die Fairtrade-Bananen sind für meinen Geschmack etwas zu reif, also heute mal kein Fairtrade, sondern nur Bio, aber noch einen anderen Virenhotspot aufsuchen oder vielleicht gar diese Hölle morgen schon wieder betreten … NEIN! Sicher nicht!

Der Rest ist schnell zusammen gesucht. Ich bekomme sogar Seife. „JACKPOT!“, denke ich und gehe weiter. Das Haferflockenregal ist zwar leer, aber ich hatte schon mit dem ein oder anderen Engpass gerechnet und letzte Woche ein Kilo Nackthafer mitgenommen. Den musste ich zwar am Abend vorher einweichen, aber das würde für mein Müsli auch funktionieren.

Als ich schließlich fertig bin und wieder an der Kasse raus komme, daddelt der „Desinfektionator“ an seinem Handy, während er den Wagen teilnahmslos entgegen nimmt und mir versichert er würde sich darum kümmern.

Mit schwerem Geschütz, ähm, Rucksack und einem Sechserkasten Wasserflaschen schleppe ich mich nach Hause. Das zusätzliche Gewicht sorgt dafür, dass ich alles andere als friere. Als ich die Haustür aufschließe hat die Objektbetreuung eine letzte Challenge für mich vorbereitet. Der Hausflur wird gewischt und die Treppe ist nass.

Doch auch davon lasse ich mich nicht aufhalten. Dann bin ich auf der Zielgeraden eben etwas vorsichtiger. „Geschafft!“, denke ich, als die Wohnungstür hinter mir ins Schloss fällt. Ich stelle meine „Beute“ ab und überlege was ich mit den nächsten Tagen wohl anfangen werde, denn

„ICH habe überlebt“.

Photo by nrd on Unsplash

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