Ein Buch hat mehr als tausend Worte
Nichts gibt uns so viel Halt wie das Wissen, dass dort draußen Menschen sind, mit denen wir mehr als das Menschsein gemeinsam haben. Das ist vermutlich ein Grund für den Erfolg von sozialen Netzwerken.
Ich selbst tue mich manchmal mit kontinuierlicher Aktivität auf solchen Plattformen ein wenig schwer. Trotzdem kann ich sagen, dass Twitter und Facebook gelegentlich etwas Tröstliches haben, nicht nur wegen der Likes, die wir für manch eine Post erhalten. Dort können wir uns mit Gleichgesinnten austauschen und Dinge aus unserem Leben teilen – Dinge, die uns bewegen. Die Anteilnahme kann uns Trost spenden und geteilte Freude ist und bleibt doppelte Freude.
Und schließlich lässt sich kaum irgendwo so vortrefflich streiten wie dort. Auch wenn wir manchmal vergessen, dass nicht nur wir, sondern auch diejenigen mit denen wir es zu tun haben, Menschen sind, kann so ein Streit positive Auswirkungen haben und einen Diskurs anstoßen. Er kann uns zum Nachdenken bewegen, aber darum soll es hier nicht gehen.
Als vor über zweieinhalb Jahren unsere Welt aus den Fugen geraten ist, da habe ich meiner Fassungslosigkeit zuerst auf Facebook Ausdruck verliehen und dafür auch Kritik einstecken müssen. Daran hat sich bis heute nichts geändert und das ist natürlich in Ordnung, solange sie sachbezogen bleibt.
Hier und da ein paar Zeilen auf Facebook zu schreiben oder einen Tweet abzusetzen, hilft manchmal, um seinem Unmut Ausdruck zu verleihen und dabei festzustellen, wie viele Menschen unsere Sorgen teilen. Angesichts des, nennen wir es, ungläubigen Staunens, dass uns häufig überkommt, wenn wir die politischen Entscheidungen der letzten Jahre betrachten, schien mir das jedoch schnell unzureichend.
Kaum hätte ich für möglich gehalten, mich je derart zu politisieren, denn eigentlich war mir Politik immer egal. Trotzdem habe ich angefangen, längere Texte zu schreiben, nach Argumenten zu suchen, um wenigstens mit anderen ins Gespräch zu kommen. Das stellte sich als viel schwieriger heraus, als ich angenommen hatte, weil rationale Argumente auch heute noch häufig ignoriert werden. Was ich jedoch gefunden habe, sind Menschen, die in vielen Bereichen ähnlich denken und sich Veränderungen wünschen.
Was ich noch gefunden habe? Die eine Sache, die mir hilft meine Gedanken zu sortieren und mich zu erden – das Schreiben selbst. Heute frage ich mich, wieso ich nicht viel früher damit begonnen habe, meine Gedanken auch „zu Papier“ zu bringen und ihnen freien Lauf zu lassen. Gerade im ersten Lockdown hat mir nichts so viel gegeben, wie das Schreiben einer Geschichte.
Zugunsten politischer Texte – vor allem für dieBasis – habe ich diese Art des Schreibens ein wenig nachlässig behandelt. Allerdings war es notwendig und gewissermaßen meine Art mit den politischen Entwicklungen umzugehen, ihnen etwas entgegenzusetzen – Notwehr, wenn man es so betrachten möchte.
Trotzdem habe ich nicht vergessen, wie es sich angefühlt hat, die erste geschriebene Geschichte – gedruckt und auf Papier gebannt zwischen zwei Buchdeckeln – in meinen Händen zu halten. In diesem Moment wusste ich bereits, es würde nicht die letzte sein.
Damals noch etwas unsicher, wie ich wohl damit umgehen soll oder weiter verfahren, suchte ich mein Heil darin, einen Verlag zu finden. Zwei wenig vertrauenerweckende Angebote haben mir gezeigt, dass mein gewählter Weg der vielleicht bessere war – jedenfalls für den Anfang. Deshalb habe ich mir dieses Mal die mühselige Suche und die Zusammenstellung der Daten erspart und das Buch direkt im Selfpublishing veröffentlicht.
Obwohl das Gefühl nicht das gleiche ist, wie vor fast zwei Jahren, bei meiner ersten Veröffentlichung, so ist auch dieses Buch etwas Besonderes. Vor allem deshalb, weil ich nicht mehrere Wochen im Lockdown zuhause saß und kaum etwas anderes mit mir anzufangen wusste. Dieses Buch habe ich vor der Arbeit oder danach geschrieben, während meines Urlaubs und an meinen Wochenenden. Und obwohl es nicht frei von Politik ist, so hat es auch in diesem Fall seine besondere Wirkung nicht verfehlt.
Bereits beim Schreiben konnte ich fühlen, wie die Distanz zu allen anderen Dingen mir gut tut und wie wichtig es ist, sich diese Räume zu schaffen. Obwohl so ein Werk und vor allem seine Veröffentlichung mit Arbeit verbunden ist, trägt dieser Schaffensprozess eine Kraft in sich, die zu beschreiben mir mit Worten schwierig erscheint.
Ich kann nur jedem raten, der schreiben möchte, egal welche Art von Texten – warte nicht damit, egal wie gut du dich selbst wähnst. Wahrscheinlich kann man ähnliche Dinge über nahezu jede Kunst sagen, ob es nun um das Zeichnen, die Bildhauerei oder die Musik geht, oder um etwas anderes – vielleicht das Basteln an besonderen Fahrzeugen. Jede nach außen getragene Kunstform ist deshalb so besonders, weil sie auch etwas vom Künstler preisgibt oder wie es jemand anderes einmal formulierte:
„Was vor uns liegt und was hinter uns liegt, ist nichts im Vergleich zu dem, was in uns liegt. Wenn wir das, was in uns liegt, nach außen in die Welt tragen, geschehen Wunder.“
– Henry David Thoreau
Ach ja, was mich eigentlich dazu gebracht hat, diesen Text zu schreiben, ist ein Buch gewesen – eine neue Veröffentlichung; genauer gesagt meine Veröffentlichung. Nein, es ist keine wissenschaftliche Abhandlung. Es ist auch nur bedingt politisch. Nun ja, es ist auch politisch, aber der Fokus liegt nicht ausschließlich darauf. Es ist eine Science-Fiction-Geschichte und sie heißt „LYRA“. Sachtexte zu schreiben ist sicher wichtig – in allen Zeiten. Jedoch schlägt mein Herz besonders für Geschichten und Erzählungen, denn auch in ihnen gibt es das ein oder andere zu entdecken.
Wer gerne Geschichten liest, kann das Buch hier direkt bei epubli bestellen. Wer den lokalen Buchhandel unterstützen möchte, kann es auch gerne dort ordern oder auf den meisten gängingen Plattformen im Internet.
ISBN: 9783756545094
Der Roman ist auch als eBook verfügbar.
Bild: Christina Kade