Brauchen wir einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk?
Nicht nur die Berichterstattung des letzten Jahres, sondern auch die andauernden Forderungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks nach höheren Beiträgen zeigen, dass die vom Bürger finanzierten Medienanstalten einer dringenden Reform bedürfen.
Kritischen und ausgewogenen Journalismus findet man dort ebenso wenig wie sinnvolle Programminhalte, denn eine der Hauptaufgaben, nämlich den Bildungsauftrag vernachlässigen ARD und ZDF genauso wie kulturelle Angebote, die diese Bezeichnung auch verdienen. Dabei möchte ich gar nicht die Existenz etwaiger Sendungen in Abrede stellen, jedoch bin ich der Meinung, diese sind unterrepräsentiert.
Stattdessen finden wir fast ausschließlich regierungsfreundliche Berichterstattung sowie Gesinnungs- und Gefälligkeitsjounalismus. Dieser Zustand ist unhaltbar und es wird immer schwieriger den Menschen zu vermitteln, dafür auch Gebühren zu entrichten. Gelegentliche Kritik mag tatsächlich vorhanden sein, erscheint mir jedoch eher als Zufallsprodukt, denn als echte journalistische Arbeit.
Eine, meiner Ansicht nach, unausweichliche Reform sollte nicht nur dazu führen, sich im wesentlichen auf die Kernaufgaben zurückzubesinnen, sondern auch die betriebenen Sendeanstalten zu reduzieren.
Den dadurch reduzierten Beitrag würden die Gebührenzahler sicher wohlwollend zur Kenntnis nehmen. Es mutet doch reichlich sonderbar an, dass ein Land, welches nur etwas mehr als ein Prozent der Weltbevölkerung ausmacht, den teuersten öffentlichen Rundfunk der Welt betreibt.
Dabei müssen wir gar nicht auf Unterhaltung verzichten, denn zu den Abendstunden hat diese durchaus ihre Berechtigung. Die Qualität lässt in diesem Bereich jedoch stark zu wünschen übrig und spricht nur einen geringen Teil des Publikums an. Für vieles, was in den Hauptsendern keinen Platz findet, gibt es inzwischen einen zusätzlichen Kanal, sei es nun im Fernsehen oder im Radio.
Dabei könnte es so einfach sein. Wofür brauchen wir überhaupt mehr als zwei bis drei Fernsehsender, wenn wir dort häufig Wiederholungen sehen oder die Einschaltquoten extrem niedrig ausfallen. Von mir aus könnten diese zusätzlichen Programme aber auch weiter Bestand haben, solange sie nicht von den Mitteln der Gebührenzahler betrieben werden, sondern als Pay-TV-Angebote.
Dabei darf es durchaus einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk geben. Als sinnvoll könnte ich beispielsweise einen Sender empfinden, der sich ausschließlich auf Nachrichten spezialisiert. Die Berichterstattung sollte allerdings etwas ausgewogener und neutraler sein. Vor allem müssten auch Meinungen zu Wort kommen dürfen, die im Moment kein Gehör finden, um einen Querschnitt des Parlaments und der Bevölkerung zu repräsentieren.
Zwei weitere Sender könnten tagsüber Lerninhalte und Dokumentationen für verschiedene Altersgruppen senden. Im Vorabendprogramm wird dann den regionalen Unterschieden Rechnung getragen. Die sogenannten „Dritten“ könnten diese Inhalte gestalten und als eigenständige Sender entfallen. Am Abend darf dann gerne Unterhaltung gesendet werden, aber bitte in einer Mischung, die alle Zielgruppen anspricht.
Dies würde sicher auch der Qualität der Sendungen zugute kommen. Die Mittel, die bisher für verschiedene Sportveranstaltungen ausgegeben wurden, könnten somit komplett entfallen.
Übertragen lässt sich dieses Konzept auch auf den Rundfunk, bei dem die Anzahl der Programme ständig zuzunehmen scheint.
Inzwischen werden von unseren Gebühren auch andere Medien finanziert und zwar solche, die man früher auf freiwilliger Basis erworben hat. Da aber die Abonnentenzahlen vieler Zeitungen und Zeitschriften stark rückläufig sind, versucht die Politik die „Medienvielfalt“ zu erhalten, indem sie solche Angebote bezuschusst. Aus meiner Sicht ist das ein unhaltbarer Zustand. Eine Zeitung, die niemand lesen möchte, muss nicht künstlich am Leben erhalten werden. Wenn die Vielfalt nicht mehr ausreichend scheint, dann werden sich auch Menschen finden, die entsprechende Angebote zur Verfügung stellen.
Und schließlich zahlen wir auch Gebühren für verschiedene Kanäle auf YouTube. Die Sender wie ARD und ZDF erhalten insgesamt nicht genug Zuspruch in den neuen Medien, also hat man kurzerhand einige erfolgreiche Kanäle „eingekauft“, die nun ebenfalls von unseren Gebühren finanziert werden. Leider ist bei diesen Angeboten die Meinungsvielfalt ebenfalls sehr überschaubar und spiegelt wohl kaum einen Querschnitt der Gesellschaft wieder. Das Argument, es sollen ohnehin eher junge Zuschauer angesprochen werden, lasse ich in diesem Zusammenhang nicht gelten. Schließlich gibt es auch immer mehr ältere Internetnutzer, die sich beispielsweise mit Streamingangeboten aushelfen, weil es im Fernsehen kein ansprechendes Programm gibt.
Hinzu kommen die teilweise hohen Gehälter und Pensionen, die für Unmut und Unverständnis sorgen, weil der normale Bürger nicht einmal in die Nähe solcher Ansprüche gelangen kann.
Wie bereits angedeutet, möchte ich also den öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht komplett abschaffen. Eine Reform und Verschlankung sehe ich dennoch als dringend angezeigt.
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